March 6, 2024

Die Energiebranche steht vor einem beispiellosen Wandel. Jeder Akteur, vom Übertragungsnetzbetreiber bis hin zum regionalen Energieversorger, muss sich im Rahmen der Energiewende stark verändern. Mit dem beschlossenen Ende des Energieträgers Gas bricht eine profitable Sparte für viele Unternehmen weg. Einige müssen sich gänzlich umorientieren, um zukunftsfest zu werden. Für andere bedeutet dies, dass andere Unternehmenszweige ein stärkeres Gewicht bekommen und effizienter wirtschaften müssen, um profitabel zu bleiben. Dieser Wandel ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance für Unternehmen, die bereit sind, sich anzupassen und innovative Lösungen zu entwickeln.

Die Energiewende hat weitreichende Implikationen für alle Unternehmen und Akteure, welche am Energiemarkt oder den Netzen beteiligt sind. Die Energieerzeugung wird insgesamt dezentraler, weg vom Großerzeuger wie dem Kohle- oder Kernkraftwerk. Stattdessen rücken kleinere, dezentrale Einspeisungen wie Windkraftwerke oder Balkonkraftwerke in den Vordergrund. Diese dann jedoch in deutlich größer Stückzahl als zuvor. Dies erfordert eine grundlegende Neugestaltung der Netze, um die Versorgungssicherheit und ausgeglichene Netzlasten zu gewährleisten. Die Integration erneuerbarer Energien zu ermöglichen ist dabei eine Kernaufgabe der Akteure am Energiemarkt, welche ihnen von der Gesellschaft auferlegt wurde. Es ist eine spannende Zeit für die Branche, und Daten spielen eine entscheidende Rolle dabei, diese Herausforderungen zu meistern und die Chancen der Energiewende zu nutzen. Verschiedene Beispiele dafür sind im Folgenden beschrieben:  

Daten und Versorgungssicherheit 

Die Herausforderung des Lastenausgleichs innerhalb der Netze ist eine komplexe Aufgabe, die eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen muss, die die Energieproduktion der vielen verschiedenen Erzeuger beeinflussen. Beispielsweise können digitale Zwillinge der Netze dabei helfen, diese Herausforderung zu bewältigen. Sie ermöglichen eine genaue Simulation des Netzverhaltens unter verschiedenen Bedingungen, äußeren Störungseinflüssen, Wetterbedingungen oder Tageszeiten und können so dazu beitragen, die Versorgungssicherheit in verschiedensten Szenarien zu gewährleisten. Durch die Analyse der Daten aus den digitalen Zwillingen können Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber besser verstehen, wie sich Veränderungen in der Energieproduktion auf das Netz auswirken und entsprechende Maßnahmen ergreifen. So lassen sich datenbasierte Erkenntnisse auf die Realität übertragen und entsprechende Vorbereitungen für verschiedene Szenarien treffen. Dabei können Unternehmen auch Strategien ableiten besonders wahrscheinliche Ereignisse und ihren entsprechenden Impact adressieren und die resultierenden Risiken mittigeren.  

Daten und die Dezentralisierung der Energieerzeugung 

Die Energiewende drängt sich auf als Anreiz für dynamische Tarife beim Strom praktisch auf, um mit diesen das Angebot und die Nachfrage elektrischer Energie im Netz auszugleichen und somit der fortschreitenden Fragmentierung der Stromerzeugung Rechnung zu tragen. Das erklärte Ziel der Politik ist es, einen 15-Minuten genauen Strompreis zu etablieren, sodass Verbraucher selbst entscheiden können, wann es für sie ideal ist, Energie zu nutzen.  

In diesem Energiemarktgetriebenen Modell zur Lastensteuerung kann in Phasen hoher Lasten Industrie und Verbrauchern ein sehr niedriger Strompreis angeboten werden, um Spitzen abzudämpfen und so organisch über die Marktdynamik eine Selbstregulation der Lasten herbeizuführen. Ein ähnliches Modell von mehreren zeitabhängigen Energietarifen – wenngleich die Tarife in diesem Fall noch recht statisch sind – gibt es seit Jahren z.B. in Spanien, wo die Energie nachts nur einen Bruchteil kostet wie zu den Spitzenzeiten tagsüber. Damit würde auch das Versprechen der Politik eingelöst, dass grüne Energie tatsächlich auch preiswerter für die Verbraucher ist als konventionell hergestellter Strom, was derzeit bedingt durch das geltende Merit-Order Prinzip nicht abgebildet wird.  

Zugleich stellt dieses Zielbild bei den dynamischen Tarifen Unternehmen der Energiebranche vor Herausforderungen in Bezug auf die nötige Infrastruktur und die Verlässlichkeit der zugrunde liegenden Preisberechnungsmethoden. Letzteres ist nicht zu vernachlässigen, da typischerweise viele Preisbestandteile (Beschaffungspreise, Netzentgelte, Messkosten, Konzessionsabgaben, Steuern, etc.) zusammen einen Preis bilden, von denen viele kundenindividuell sein können und aus verschiedensten Datenquellen zusammenkommen können. Im Extremfall kann z.B. die Hausnummer des Kunden darüber entscheiden, welcher Netzbetreiber zuständig ist und damit welche Kundenkosten sich ergeben. Es ist daher wichtig, dass Unternehmen in die notwendige Infrastruktur investieren und Know-How entweder ausbilden oder rekrutieren, um diese Herausforderungen zu meistern.

Die Ausgangsituationen in Bezug auf die Nutzung von Daten können auch innerhalb der Energiebranche sehr unterschiedlich sein. Einige Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die schnelllebige Regulatorik zu bedienen und in der Energiekrise die entscheidenden und drängenden Fragen schnell beantworten zu können. Sie müssen sich mit den grundlegenden Anforderungen der Datenverarbeitung und -analyse auseinandersetzen, um ihre Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten und regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Dabei spielen viele Aspekte der Themen Data Governance und Datenkultur eine zentrale Rolle auf dem Weg zu einem Unternehmen welches nicht nur Fragen mithilfe von Daten und Analytics beantwortet, sondern auch die Treiber und Beweggründe hinter Änderungen versteht, um daraus Steuerungsimpulse und Entscheidungen abzuleiten. 

Auf der anderen Seite gibt es Unternehmen mit einem ausgesprochen hohen Datenreifegrad, die völlig neue Geschäftsmöglichkeiten oder Datenanwendungsfälle ausloten und erproben möchten. Sie nutzen fortschrittliche Datenanalysetechniken und künstliche Intelligenz, um tiefe Einblicke in ihre Geschäftsprozesse zu gewinnen, innovative Lösungen zu entwickeln und Optimierungspotenziale aufzudecken und zu heben. 

Unabhängig vom Ausgangspunkt ist das kontinuierliche Experimentieren auf neuen Wegen und mit neuen Möglichkeiten absolut notwendig, um innovativ zu bleiben und dadurch nachhaltige Wettbewerbsvorteile bzw. in Bezug auf Produkte USP’s auszubilden. Durch das Testen neuer Ideen und Ansätze können Unternehmen die Möglichkeiten der Digitalisierung und des Datenzeitalters voll ausschöpfen und sich einen Vorsprung im Wettbewerb sichern. Dabei ist es wichtig, dass sich innerhalb der Organisation eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und des lebenslangen Lernens etabliert, um sich an die sich ständig ändernden Marktbedingungen anzupassen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.  

Die Entwicklung einer IT- und Dateninfrastruktur stellt für kleinere und mittlere Unternehmen innerhalb der Energiebranche ein herausforderndes Unterfangen dar. Es gibt nur eine Hand voll Dienstleister, die in dieser Branche dedizierte Erfahrung haben und bei dem notwendigen Transformationsvorhaben im Bezug auf Dateninfrastruktur und Datenkultur hin zu einem datenxzellenten Unternehmen, welche Daten als Vermögenswert betrachtet und nutzt, assistieren können. Dabei geht es nicht nur um die Verfügbarkeit fachlicher Kompetenz der Partnerunternehmen, sondern auch um ein tiefgreifendes Verständnis der Veränderungen, die die Branche durchzieht, und der komplexen Regulatorik, die der Energiemarkt unterliegt. Zudem wird das eigenständige Akquirieren von Know-How vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen im Zeichen des Fachkräftemangels zunehmend zum Problem, weshalb der Kompetenzaufbau innerhalb der Unternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnt. 

Als Partner, der bereits mit großen Übertragungsnetzbetreibern sowie regional verwurzelten Energieversorgern gearbeitet hat, bringen wir genau dieses Know-How mit. Wir verstehen die Herausforderungen, denen sich Unternehmen in der Energiebranche gegenübersehen, und haben die Erfahrung und Expertise, um Sie bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu unterstützen. Unser Ziel ist es, unseren Partnern dabei zu helfen, die Chancen der Energiewende zu nutzen und ihre Geschäftsmodelle zukunftsfest zu gestalten. Das Zielbild ist dabei klar, mithalten mit dem Wettbewerb ist ein Schritt, aber der nächste notwenige Schritt ist die Herausforderung mit innovativen Ansätzen besser zu meistern als die Konkurrenz. Mit unserer Unterstützung können Unternehmen die notwendige IT- und Dateninfrastruktur aufbauen, vom Wissenstransfer in die eigene Organisation durch unsere Experten profitieren und so die Vorteile des laufenden Wandels in der Energiebranche voll ausschöpfen. Es ist eine spannende Zeit für die Branche, und wir freuen uns darauf, unsere Partner auf dieser Reise zu begleiten. 


AUTOR

Dr. Jens Linden

Jens ist ein Data Scientist und Stratege im INFORM DataLab mit mehr als 15 Jahren Berufserfahrung in der Generierung von Mehrwert aus Daten mithilfe von Analytics, Data Science und KI. Jens vereint tiefgreifendes technisches Wissen mit Geschäftssinn, was es ihm ermöglicht, die Anforderungen der Geschäftsinteressengruppen in realisierbare Datenlösungen mit messbarem Einfluss umzusetzen. Darüber hinaus hilft er Organisationen dabei, Datenstrategien für ihre digitalen Transformationsprozesse zu entwerfen und umzusetzen.