Nachhaltigkeitsberichterstattung im Wandel
Die ESG- und Nachhaltigkeitsberichterstattung steht erneut vor Veränderungen. Die EU-Kommission hat mit dem ersten Omnibus-Paket einen Vorschlag vorgelegt, der die Berichtspflichten der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), der CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) und der EU-Taxonomie erheblich lockern soll. Während das Ziel ist, den bürokratischen Aufwand für Unternehmen zu reduzieren, sorgt dieser Vorschlag für Unsicherheit im Markt. Denn noch ist unklar, welche Teile der Omnibus-Richtlinie tatsächlich beschlossen werden und in welcher Form. Unternehmen stehen daher vor einer wichtigen Frage: Sollten sie ihre ESG-Aktivitäten nun pausieren oder weiter vorantreiben? In diesem Blog analysieren wir die geplanten Änderungen, zeigen auf, welche “No Regret”-Aktivitäten sinnvoll sind und wie Unternehmen sich effektiv vorbereiten können.
Omnibus-Richtlinie: Geplante Änderungen der CSRD
Die wohl relevanteste Änderung betrifft die CSRD, die ursprünglich eine umfangreiche Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen vorsah. Die EU-Kommission schlägt nun vor, den Kreis der betroffenen Unternehmen drastisch zu verkleinern:
- Nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden sowie einem Umsatz von über 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme von über 25 Millionen Euro wären berichtspflichtig. Dies ist unabhängig von ihrer Kapitalmarkt Orientierung.
- Das bedeutet eine Reduktion der Berichtspflichtigen um ca. 80 %.
- Kapitalmarktorientierte KMU sollen vollständig aus der Berichtspflicht herausfallen.
- Die zweite Welle der Berichtspflicht soll um zwei Jahre verschoben werden.
- Unternehmen müssen nicht mehr alle ESG-Daten von KMU-Lieferanten erheben.
- Die ESRS sollen in einem nächsten Schritt nochmals verkürzt werden.
Diese Änderungen könnten viele Unternehmen kurzfristig entlasten. Allerdings ist zu beachten, dass die ursprüngliche CSRD in Deutschland ohnehin noch nicht in Bundesrecht umgesetzt wurde – in anderen EU-Staaten jedoch schon. Das bedeutet, dass die Anforderungen von Land zu Land weiterhin variieren können. rien, an denen sich ein MDS erkennen lässt.
Was sollten Unternehmen jetzt tun?
Das Hauptproblem für Unternehmen ist die Unsicherheit: Wird die Omnibus-Richtlinie in dieser Form beschlossen? Falls nicht, könnte sich das ursprüngliche CSRD-Regime durchsetzen – mit allen bisherigen Anforderungen. Unternehmen, die ihr Nachhaltigkeitsmanagement jetzt pausieren, laufen daher Gefahr, am Ende unter Zeitdruck zu geraten. Denn eine umfassende ESG-Berichterstattung benötigt langfristige Vorbereitung, insbesondere für die systematische Datenerfassung.
“No Regret”-Aktivitäten: Sinnvolle ESG-Maßnahmen in Zeiten von Unsicherheit
Unabhängig von der regulatorischen Pflicht gibt es zahlreiche ESG-Aktivitäten, die für Unternehmen wertvoll sind – entweder weil Stakeholder (Kunden, Investoren, Banken) entsprechende Informationen verlangen oder weil sie strategisch sinnvoll sind. Diese Aktivitäten sind, falls eine Berichtspflicht kommt, bereits eine erste Meile hin zur Compliance mit dieser. Dazu gehören:
- Wesentlichkeitsanalyse: Welche Nachhaltigkeitsthemen sind für das Unternehmen besonders relevant? Eine systematische Analyse hilft, Prioritäten zu setzen.
- Relevante Kennzahlen-Erhebung für strategische Steuerung: ESG-Daten sind nicht nur für Berichte wichtig, sondern helfen, Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten. Ein einmal jährlich erstellter Bericht bringt wenig Mehrwert, wenn ESG-Daten nicht kontinuierlich genutzt werden. Unternehmen sollten frühzeitig ein System zur automatisierten Datenerfassung und -analyse implementieren.
- Energieverbrauch: Die Analyse kann Einsparpotenziale aufzeigen und Kosten senken.
- HR-Kennzahlen: Fluktuation, Diversität oder Weiterbildungsmaßnahmen können wertvolle Einblicke für die Personalstrategie liefern.
- Voluntary Reporting Standard für KMU (VSME): Zudem werden viele nicht berichtspflichtige Unternehmen in der Zukunft höchstwahrscheinlich von ihren Kunden zur Berichterstattung der Kennzahlen nach dem freiwilligen Berichtstandard für KMU gefragt und müssen hierzu Auskunft geben. Es lohnt sich also diesen genauer zu analysieren und die dort gefragten Kennzahlen bereits im Unternehmen zu platzieren.
Wie das DataLab Unternehmen unterstützt
Unsere Vision im DataLab war es von Anfang an, ESG-Daten nicht nur für die Berichterstattung zu erfassen, sondern Unternehmen dabei zu helfen, sie aktiv für ihre Steuerung zu nutzen. Deshalb begleiten wir Unternehmen nicht nur bei der Identifikation relevanter ESRS-Kennzahlen, sondern auch bei der Umsetzung.
- Use Case Ideation Workshop: Welche ESG-Daten sind für mein Unternehmen strategisch wichtig? Gemeinsam erarbeiten wir sinnvolle Use Cases. Mehr Infos dazu finden Sie hier: Use Case Ideation Workshop | INFORM DataLab
- Datenintegration & Automatisierung: Wir unterstützen Unternehmen dabei, ESG-Daten systematisch zu erfassen und in bestehende Steuerungsprozesse zu integrieren.
- Analyse: Granulare ESG-Datenanalysen helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor zu nutzen.
Hier finden Sie weitere Informationen rund um unser ESG Angebot: ESG Reporting | INFORM DataLab
Omnibus-Richtlinie: Bürokratieabbau oder ESG-Bremse?
Die geplanten Änderungen werfen eine zentrale Frage auf: Handelt es sich um einen sinnvollen Bürokratieabbau oder wird ESG als zentrales Thema ausgebremst? Einerseits könnte die reduzierte Berichtspflicht Unternehmen entlasten und den Verwaltungsaufwand verringern. Andererseits besteht die Gefahr, dass ESG-Maßnahmen in den Hintergrund rücken, weil der regulatorische Druck sinkt.
Doch ob der Omnibus nun kommt oder nicht – Unternehmen können die Gelegenheit nutzen, um sich gezielt auf die für sie relevanten ESG-Themen zu konzentrieren. Weniger Berichtspflicht bedeutet nicht, dass ESG an Bedeutung verliert. Vielmehr bietet es die Chance, strategische Prioritäten zu setzen und Nachhaltigkeit gezielt als Wettbewerbsvorteil zu nutzen.
Fazit: ESG als strategische Chance nutzen
Die Omnibus-Richtlinie ist ein Vorschlag – ob und wann sie umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Unternehmen, die jetzt ihre ESG-Aktivitäten pausieren, könnten sich später in einer schwierigen Lage wiederfinden. Die gute Nachricht: Es gibt viele sinnvolle “No Regret”-Maßnahmen, die unabhängig von der Berichtspflicht Mehrwert schaffen.
ESG ist kein reines Compliance-Thema, sondern eine Chance, das Unternehmen strategisch besser aufzustellen. Wer heute klug investiert, wird langfristig davon profitieren – egal, wie sich die regulatorischen Rahmenbedingungen entwickeln.
Wenn Sie Interesse haben mit dem INFORM DataLab gemeinsam Ihre digitale Nachhaltigkeitsreise anzugehen, melden Sie sich gerne unter anne.schmitz@inform-datalab.com.